Eine kritische Bewertung des AK OÖ Konsumentenschutzes in Zusammenarbeit mit der Plattform CLEANVEST von selbsternannten nachhaltigen Fonds in Österreich.

Alle Ergebnisse der Analyse sowie die Methodik können Sie in der Studie nachlesen. Zusätzlich wurden die Ergebnisse direkt in CLEANVEST.org integriert. Nähere Information finden Sie auch auf der offiziellen Seite der Arbeiterkammer Oberösterreich.

Wie nachhaltig sind österreichische Artikel 8 und Artikel 9 Fonds wirklich?

Bisher gibt es noch keine klaren gesetzlichen Vorgaben für die Bewertung der Nachhaltigkeit bei Fonds, auch wenn bereits auf europäischer Ebene daran gearbeitet wird. So wurden im Rahmen der Taxonomie-Verordnung im Bereich Umwelt Vorgaben gemacht, was als grünes Investment gilt und was nicht. Dabei gelten allerdings gemäß EU auch wieder Atomkraft und Erdgas unter bestimmten Auflagen als klimafreundlich. Das macht die Orientierung für Konsument/-innen nicht unbedingt einfacher.

Aus diesem Grund haben der Konsumentenschutz der AK OÖ in Zusammenarbeit mit den Nachhaltigkeitsexperten/-innen von ESG Plus, einem heimischen Fonds- und Finanzdaten-Analysten, 23 Nachhaltigkeitskriterien mit 122 thematischen Unterkriterien entwickelt, auf Basis derer die 180 nachhaltigen Aktien-, Anleihen- und Mischfonds am österreichischen Markt bewertet wurden.

Die nachhaltigsten Fonds

Zu den Top-Ten zählen acht Anleihenfonds und zwei Aktienfonds. 100 Prozent der maximalen Nachhaltigkeitspunkte erreichte der Anleihenfonds IQAM SRI SparTrust M. Ebenfalls als sehr nachhaltig bewertet wurden Schoellerbank Vorsorgefonds (99 Prozent), Amundi Mündel Bond sowie Amundi Muendel Rent (jeweils 98 Prozent), Erste Bond Euro Muendelrent (98 Prozent) und Raiffeisen-Oesterreich-Rent (98 Prozent).

Die Top-Ten der nachhaltigsten Aktienfonds wurden ebenfalls separat ausgewertet. Unter ihnen befinden sich unter anderem der Erste WWF Stock Environment (97%), der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum (95%) sowie der 3 Banken Mensch & Umwelt Aktienfonds, der Excellent ESG European Equity Fund und der fair-finance equity global (ex aequo mit jeweils 92%).

Nachhaltigkeit bei Fonds: Geben Gütesiegel und EU-Regeln Orientierung?

Fünf der zehn Fonds mit bester Bewertung sind auch mit dem Umweltzeiten UZ49 ausgezeichnet. Nur der „ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT“ ist gemäß EU-Offenlegungsverordnung von der Erste Bank selbst in die höchste Nachhaltigkeitskategorie „Artikel 9“ eingestuft worden, also als Fond mit konkreten Nachhaltigkeitszielen. Alle anderen sind Artikel-8-Fonds, haben also nach der Selbsteinstufung nur Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, ohne sich ausschließlich auf Nachhaltigkeit zu fokussieren.

Insgesamt wurden nur 10 der 180 nachhaltigen Fonds in Österreich als Artikel-9-Fonds deklariert. In der AK-Analyse erreichen diese Fonds durchschnittlich 80 Prozent der maximalen Nachhaltigkeitspunkte. Die 80 Fonds mit Umweltzeichen (UZ49) liegen bei durchschnittlich 78 Prozent.

Greenwashing oder nur das andere Ende der Skala?

Einer der Fonds mit der schlechtesten Bewertung ist der Erste Bond Dollar Corporate (46 Prozent bzw. Rang 177 von 180). Zwar wirbt auch dieser in seinem Kundeninformations-dokument (KID) damit, dass im Veranlagungsprozess ökologische und soziale Faktoren integriert werden. Tatsächliche enthält der Anleihenfonds jedoch Anteile der Öl- und Gas-Konzerne Enel SpA, ExxonMobil, Royal Dutch Shell, Devon Energy und ConocoPhilipps. Zusätzlich finden sich auch eine Reihe von Automobilherstellern wie Daimler oder Fluggesellschaften wie Delta Air Lines im Portfolio. Spätestens hier wird klar, dass die Perspektive von Fondmanager/-innen und die Erwartungshaltung von Konsument/-innen deutlich auseinander liegen/gleiten. Auch der Raiffeisen-GlobalDividend-ESG-Aktien Fonds (63 Prozent bzw. Rang 146 von 180) wirbt aktiv und explizit mit einer vermeintlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Im Zuge der Analyse der AK-Studie stellte sich allerdings heraus, dass der Fonds in Öl- und Gas-Unternehmen wie Total SA oder Eni SpA investiert. Rechtlich eine Vorgangsweise die nach aktuellem EU-Recht in Ordnung geht.

AK OÖ fordert rechtliche Vorgaben für Nachhaltigkeitskriterien

  • Es braucht EU-weit klare, rechtlich bindende Vorgaben für ökologische und soziale Kriterien. Nur unter Einhaltung dieser sollten sich zukünftig Fonds als nachhaltig deklarieren dürfen. Auch ein Schwellenwert für die Gewichtung der Nachhaltigkeitskriterien ist dringend notwendig, denn derzeit liegt dieser theoretisch bei einem Prozent.
  • Zum Schutz von Anleger/-innen sollte eine Prüfung durch die jeweils zuständige Finanzmarktaufsicht zukünftig verpflichtend eingeführt werden, bevor ein Fonds als nachhaltig deklariert werden darf.
  • Die Fondsindustrie ist schon jetzt angehalten, eine strengere Anwendung von Ausschluss- und Positivkriterien anzuwenden, da Konsumenten/-innen ansonsten das Vertrauen verlieren und die Chance auf echtes grünes Investment vertan ist.

 

AK Tipps für die nachhaltige Fondsveranlagung

  • Geben Sie Fonds, die nach Artikel 9 deklariert sind, den Vorzug.
  • Achten Sie darauf, dass der Fonds Ihrer Wahl zusätzlich das UZ49-Gütesiegel trägt.
  • Berücksichtigen Sie bei der Wahl Ihres Fonds die unabhängige und strenge AK-Nachhaltigkeitsbewertung, die auf www.cleanvest.org zu finden ist.